Tatsachen kann man nicht ignorieren!
Kostendeckung
Nur wenn eine arbeitsaufwändige Produktion wie die Milchviehhaltung kostendeckend ist, wird sie auf lange Sicht bestehen bleiben können. Und darum kämpft BIG-M für kostendeckende Milchpreise. Um kostendeckende Milchpreise am Markt erzielen zu können braucht der Milchmarkt Regelungen, welche einen fairen Markt sicherstellen damit die Milchproduzenten als gleichwertige Partner mitreden können. Fair ist der Markt dann, wenn die Milchproduzenten als gleichberechtigte Partner über Menge und Preis verhandeln können. Davon sind wir in der Schweiz zurzeit weit weg!
BIG-M zum Milchmarkt
Fakten: Der Milchmarkt ist extrem asymmetrisch. 20 000 Schweizer Milchproduzenten stehen im wesentlichen 4 Grossmolkereien gegenüber, und diese haben zu 80 % zwei Grossverteiler als Abnehmer. Der einzelne Produzent ist beliebig austauschbar, seine Milch unterscheidet sich nicht von den anderen (sog Commodities)
Die Regeln im liberalisierten Michmarkt sind so gestellt, dass die Produzenten dieses Ungleichgewicht im Marktgeschehen niemals wettmachen können, da sie keinen Einfluss auf die Menge nehmen können. Sie haben lediglich die Wahl, das Lieferreglement ihrer Organisation zu akzeptieren oder die Kühe zu verkaufen.
Forderung BIG-M: Wir brauchen verbindlich geltende Milchkaufverträge, welche den Verkauf der Milch zwischen Produzent und Erstmilchkäufer detailliert regelt. Siehe auch unsere Resolution vom Dezember 2014.
BIG-M zur Segmentierung des Milchmarktes
Fakten: Die Branchenorganisation Milch BOM hat im November 2010 beschlossen, den Milchmarkt in A-, B- und C Milch zu segmentieren. Auch nach Jahren hat sie es aber immer noch nicht fertiggebracht , diesen Beschluss auch transparent und somit wirksam umzusetzen. Der Grund dafür ist, dass die Milchkäufer sich nicht mit festen Abmachungen mit den Produzenten zu sehr binden möchten und jederzeit frei sein wollen, die Milch in das für sie gerade passende Segment zu liefern. Und alle Milch, ob A- , B- oder C -, hat ja die gleiche Qualität.
Forderung BIG-M: Die Segmentierung kann nur dann eine Erosion des A Preises verhindern, wenn auf Stufe Erstmilchkauf verbindliche Milchkaufverträge mit den Produzenten gemacht werden.
BIG-M zur notwendigen Regulierung der produzierten Milchmenge
Fakten: Seit der Abschaffung der Milchkontingentierung kann jeder Bauer soviel Milch produzieren wie er will. Einzelne Milchhandelsorganisationen haben ursprünglich limitierte Milchmengen in ihren Lieferbedingungen festgeschrieben. Sie sind jedoch durch die Abwanderung von wachstumshungrigen Produzenten gezwungen worden Mengenmodelle anzubieten, mit denen alle ihre Mitglieder die Möglichkeit zur Ausdehnung der Menge haben.
Meinung BIG-M : Die Mengen vertraglich sauber geregelt spart enorm viel Geld . Unterversorgung und Überschuss sind für die Molkereien ein kostspieliges Problem. Von einem klar geregelten Angebot würden alle Stufen des Marktes nur profitieren.
BIG-M zur Qualitätsstrategie
Fakten: In der Schweiz herrscht offiziell Einigkeit darüber, dass unsere Agrarprodukte nur mit einer konsequenten Qualitätsstrategie vermarktet werden sollen. Wir haben Produktionskosten, welche weit über dem liegen, was die Kosten in anderen Ländern betragen.
Meinung BIG-M: Unsere höheren Kosten entstehen vor allem durch unseren sehr hohen Produktionsstandard. Das soll und muss so bleiben. Hier Verwässerungen anzubringen, um die Kosten zu senken wäre falsch.
Forderung BIG-M: Die Vermarktung der Nahrungsmittel soll nach Möglichkeit nur in wertschöpfungsstarken Segmenten erfolgen. Wie sollen die Verbraucher begreifen, dass wir sehr hohe Qualität produzieren, wenn diese Produkte zu einem Ramschpreis verhökert werden? Das ruiniert das Image unserer Qualität!
BIG-M zu den Vorschriften für die landwirtschaftliche Produktion
Wir haben grundsätzlich keine Einwände, dass die Gesellschaft ihre Wünsche, wie ihre Nahrungsmittel produziert werden sollen, auch über Gesetze realisiert. Wir Bauern sind Teil dieser Gesellschaft. Was aber nicht geht ist, dass nicht über die Konsequenzen dieser Vorschriften diskutiert wird. Die ökologische Produktion steht oft im Widerspruch zu Effizienzsteigerungen und Wettbewerb. Dieser Spagat macht den Bauern am meisten zu schaffen.
Forderung BIG-M:
Bei der Ausarbeitung der Rahmenbedingungen für die Produktion müssen die Bauern als gleichberechtigte Partner mitreden können. Die zusätzlichen Kostensteigerungen müssen erhoben werden und es muss klar festgelegt werden, wie diese abgegolten werden sollen.
BIG-M zum Grenzschutz
Fakten: Der Milchmarkt wird immer weiter geöffnet (Käsefreihandel EU), doch es gibt immer noch einen Grenzschutz für Frischmilchprodukte.
Meinung BIG-M: Ohne Grenzschutz wird die bäuerliche Milchproduktion in der Schweiz, aber auch in Europa verschwinden oder verkommt zu einer Nischenproduktion. Da hilft alle Qualität nichts mehr. In offenen Märkten spielt der Wettbewerb hauptsächlich über den Preis. Und hier sind wir Schweizer Milchbauern chancenlos.
Übrigens: Die bäuerliche Milchviehhaltung in der Schweiz ist Teil einer ( Agri ) Kultur und dürfte darum laut WTO auch geschützt werden.
BIG-M zu den Direktzahlungen
Fakten: Ursprünglich wurden die Direktzahlungen in den 90iger Jahren eingeführt, um den Bauern die Verluste, welche sie durch die Preissenkungen bei Marktöffnungen erfahren, auszugleichen. Die Bauern akzeptierten diesen Mechanismus. Dieser änderte aber sehr schnell. Die DZ wurden immer mehr an kontinuierlich steigende Auflagen bei der Produktion gebunden. In der Politik und von den Produkteabnehmern werden diese aber immer noch als Subventionen betitelt. Und sie dienten weiterhin als Argument, um Preise zu senken. ZB wurde 2009 der Milchpreis um 6 Rappen gesenkt, als die Rauhfutterbeiträge pro Grossvieheinheit (GVE) eingeführt worden sind. 2014 fielen diese Beiträge in der AP 14/17 zwar wieder weg, aber der Milchpreis stieg nicht mehr an.
AP14/17: Die Verschiebung von zig Millionen vom Tal ins Berggebiet mit der AP 14/17 ist für BIG-M kein grundsätzliches Problem. Mit den unfairen Spielregeln am Milchmarkt werden im Tal jedoch auch leistungsfähige bäuerliche Milchwirtschaftsbetriebe auf lange Sicht keine Chance mehr haben, in der Milchwirtschaft ein Auskommen zu erzielen. Dazu müsste der Preis deutlich steigen. Aber auch im Berggebiet merken die jungen Bauern, dass man mit viel weniger Arbeit an die Direktzahlungsmodelle kommen kann, ohne dafür – billige – Milch produzieren zu müssen.
BIG-M Grundsatz: Direktzahlungen sind unverzichtbar, um (klimatische, topografische) Produktionsnachteile auszugleichen und um spezielle, von der Gesellschaft gewünschten Massnahmen zu entschädigen. Sie sollen aber fair verteilt werden.