Der Verkauf profitiert während der Bauer verliert

Butter ist in der Schweiz dieses Jahr Mangelware. Die Branchenorganisation Milch (BOM) musste ihr Importgesuch auf 2’000 Tonnen Butter erhöhen. Doch was ist mit dem Produzentenmilchpreis? In der Medienmitteilung der BOM steht: „Das Milchpreismonitoring der Schweizer Milchproduzenten (SMP) weist für den August 2020 einen gegenüber dem Vorjahresmonat um 3 Rappen höheren Milchpreis für Molkereimilch aus. Die Produzenten profitieren damit von der knappen Marktsituation.“ Doch der Monatsvergleich hinkt. Wenn man statt August den Monat September nimmt sieht die Situation anders aus.

BIG-M weiss auch warum. Per 1.September 2019 wurde der Milchgeldabzug von 0,9 Rappen für den Fonds Regulierung nicht mehr gemacht, was zu einem 0,9 Rappen höheren Milchpreis geführt hat (bzw. Geführt haben sollte). Und für den grünen Teppich wurde ebenfalls am 1.September 2019 ein Aufschlag auf der A-Milch von 3 Rappen pro Liter eingeführt. Da aber zwei Monate zuvor etliche Schlaumeier-Milchkäufer die Preise senkten, nur um nachher einen Aufschlag ausweisen zu können spürten die meisten Milchbauern von diesem Aufpreis wenig bis nichts.

Laut einer Umfrage in unserem Bekanntenkreis sieht es sogar richtig schütter aus, wenn man die Milchpreise von September 2019 und September 2020 miteinander vergleicht. Bei den grössten Milchkäufern ist der Milchauszahlungspreis (= Milchgeld geteilt durch Anzahl gelieferte Liter) in dieser Zeit nicht gestiegen, sondern sogar zwischen 0,5 und 2 Rappen gesunken!!! Von der Mangelsituation am Markt spüren die Milchviehbetriebe rein gar nichts!

Unser Fazit: Mit wohlklingenden Pressemitteilungen kann die BOM vielleicht Medienschaffende abspeisen aber keine Probleme lösen! BIG-M protestiert in aller Form dagegen, dass die BOM die Fakten nach ihrem Gusto interpretiert um von ihrem eigenen Versagen abzulenken. Aufgabe der BOM wäre es dafür zu sorgen, dass die Wertschöpfung auf ALLEN Stufen der Milchkette gesteigert wird!!! Stattdessen schaut die BOM zu, wie die Zahl der Milchviehbetriebe nahezu im Gleichschritt mit der Zahl der Kühe in der Schweiz ständig abnimmt. Mit weiteren Leistungssteigerungen kann dies von den verbleibenden Betrieben vielleicht noch eine Zeitlang kompensiert werden, aber auf die Dauer geht das nicht.

Eine ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltige Landwirtschaft ist nur möglich, wenn die Milchbäuerinnen und Milchbauern an der Wertschöpfung im Milchmarkt mitbeteiligt werden. Und zwar sofort!

Mit kämpferischen Grüssen 
BIG-M

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