Das Bauernjahr 2019 geht zu Ende. Zeitungsredakteure und Verbandsfunktionäre resümierten in den vergangenen Tagen in wohlformulierten Kommentaren die Situation: Es war ein schwieriges Jahr, im nächsten Jahr droht Ungemach in Form von Volksbegehren. Für die Schweizer Milchbäuerinnen und Milchbauern ist das vergangene Jahr ein Jahr zum abhaken: Für sie ist der Rückblick ernüchternd: Weiterhin schliessen täglich drei Milchviehbetriebe ihre Stalltüren für immer. Seit Jahren sinkt der Kuhbestand kontinuierlich und seit jüngster Zeit geht auch die produzierte Milchmenge zurück. Das Minus von 20 Milchkühen pro Tag können die verbleibenden Betriebe nicht mehr mit einer Leistungssteigerung wettmachen. Als Folge davon hat im Herbst der Milchpreis ein bisschen angezogen. Branchenvertreter behaupten, dass dieses Plus der Umsetzung des grünen Teppichs zu verdanken sei. Marktanalysten sehen diesen leichten Anstieg aber eher als Folge des zunehmenden Milchrückgangs.
Der Milchmarkt ist nach wie vor geprägt von Intransparenz. Was ist jetzt ausschlaggebend für den Milchpreis? Ist es die Milchmenge oder ist es das Preisniveau im umliegenden Ausland? Die monatlichen Infoschreiben der Milchkäufer werfen mehr neue Fragen auf als dass sie diese Fragen klären. Und wie sollen die Konsumentinnen und Konsumenten den Milchmarkt verstehen? Jetzt wurde ihnen immer gesagt, dass die Milchpreise für die Bäuerinnen und Bauern schlecht seien wegen der Überproduktion. Und plötzlich verkauft die Migros in der Adventszeit Importbutter wegen (Zitat) „Rohstoffmangel“! Um die Verwirrung bei den Kunden noch zu steigern, legt die Migros noch nach: Sie verkauft gleichzeitig noch Schweizer Butter als Billigaktion! Teure EU Butter wegen „Mangel“ und daneben billige Schweizer Butter? Das lässt nur einen Schluss zu: Der Handel hat offensichtlich ein Interesse daran, dass die Kundinnen und Kunden die Preisgestaltung nicht nachvollziehen können.
Der Nebel im Milchmarkt könnte sich im kommenden Jahr etwas lüften, wenn der Nationalrat der Motion Noser zustimmt, welche die Milchbranche in die Pflicht nehmen will. Die Milchbäuerinnen und Milchbauern könnten dann endlich unternehmerisch selber entscheiden, ob sie billige B Milch liefern wollen oder nicht. Nach dem jahrelangen, aufgezwungenen ruinösen Dumpingmelken würden sie endlich zu gleichberechtigten Marktpartnern. Und damit würde diejenige Milchmenge endlich zurückgehen, welche bloss zur Auslastung von Überkapazitäten seitens der Milchindustrie diente, aber keine Wertschöpfung für die Milchviehbetriebe generierte. (z.B. Halbhartkäse für 3.- Franken pro Kilo nach Italien) Es ist allerdings zu erwarten, dass in der Milchbranche einzelne Akteure versuchen werden, die Forderung der Motion auszutricksen. BIG-M wird die Umsetzung daher sehr genau verfolgen und solche Manöver ans Licht der Öffentlichkeit zerren. Eine Wertschöpfungsstrategie kann nur dann erfolgreich sein, wenn die MilchproduzentInnen ihre Verantwortung wahrnehmen können und nur soviel Milch produzieren, wie effektiv nachgefragt ist.
Mit diesen hoffnungsvollen Aussichten wünschen wir allen unseren Mitstreiterinnen und Mitstreitern viel Kraft und gute Gesundheit im neuen Jahr
Mit kämpferischen Grüssen
BIG-M