Vor 15 Jahren, genauer: am 27. Mai 2008, startete in der Schweiz der grosse Milchstreik. Es war der letzte grosse Aufstand der Milchbäuerinnen und Milchbauern gegen ihre Markt-Ohnmacht. Auslöser waren damals die ungenügenden Milchpreise. Im Frühjahr 2008 stiegen die Milchpreise im Ausland Monat für Monat unaufhörlich an. Dank der Marktmacht der Milchabnehmer fand dieser Anstieg bei uns aber nicht statt. Das brachte das Fass zum überlaufen.
Dank dem Milchstreik stieg der Milchpreis zwar kurzfristig massiv an. Aber an der Tatsache, dass die Milchproduzenten bis heute in diesem Markt nur Restgeldempfänger sind, hat der Streik nichts geändert. Dafür sorgten unter anderem die Beamten des BLW unter der Führung ihres damaligen Chefs, Manfred Bötsch. Sie liessen den Milchmarkt wenige Monate nach dem Aufstand unter der Last der zusätzlich bewilligten Mehrmengen zusammenbrechen.
Wer die Statistiken der Schweizer Milchproduktion heute anschaut, muss besorgt sein: Unsere Milchpreise sind unbefriedigend. Sie geraten bei jeder Milchkrise in den umliegenden Ländern sofort unter Druck. Derweil werden die Auflagen und Anforderungen immer grösser – was sich in höheren Kosten niederschlägt. Das Durchschnittsalter der BetriebsleiterInnen steigt und steigt, die Zahl der Milchviehbetriebe sinkt und sinkt.
Offenbar sorgt man sich nun erstmals auch beim Verband der Käser. Diese Organisation, und vor allem ihr Präsident Jacques Gygax, haben sich immer an vorderster Front für eine Liberalisierung des Milchmarktes stark gemacht. Leitplanken für den Milchmarkt haben sie stets abgelehnt. Gemäss Bericht des „Schweizerbauers“ , hofft Fromarte nun plötzlich auf die Politik. ( Käser rufen nach dem Staat ) Der Staat soll einspringen und die Milchproduzenten bei der Stange halten. Das verwundert uns sehr. BIG-M muss feststellen, dass in diesen Kreisen bis heute nicht geklärt wurde, welche Rolle der Markt und welche Rolle der Politik – sprich dem Staat zukommt, wenn es darum geht, die Milch- und insbesondere die Käsewirtschaft nachhaltiger zu machen.
Für BIG-M ist klar dass ein Marktsystem, welches die Produzenten von der Preisfindung gänzlich ausschliesst, dringend überholt werden muss. Mit den Direktzahlungen sollen nur die zusätzlichen, von den Bauern geforderten Leistungen abgegolten werden. Direktzahlungen dürfen nicht dazu missbraucht werden, das Überleben der Milchviehbetriebe zu sichern, nur weil die Marktteilnehmer das nicht leisten wollen! In den vergangenen Jahren wurden im Parlament mehrere Vorstösse in die richtige Richtung gestartet. Alle sind jedoch von der übermächtigen Milchindustrielobby ausgebremst worden. Das muss sich dringend ändern. Die Milchproduzenten müssen gleichberechtigte Marktpartner werden!